Energiepreise

Was Sie als CNC Fertigungs-Unternehmen wissen sollten

Werkzeugbau-Unternehmen mit CNC-Fräsmaschinen betrachten die aktuelle Energiepreis-Entwicklung mit großer Sorge und fragen sich: Wie geht die Entwicklung wohl weiter? Was können wir als Lohnfertiger tun, um die hohen Energiepreise aufzufangen? Wir haben ein paar wichtige Infos und die brennendsten Fragen zusammengefasst.

Die Energiepreise sind in letzter Zeit stark gestiegen. Grund dafür ist die nach der Pandemie wieder gestiegene Nachfrage gegenüber einem geringeren Angebot. Dies ist auch auf den Krieg mit der Ukraine und Sanktionen gegenüber Russland zurückzuführen. Deutschland ist jedoch nach wie vor sehr abhängig von Gas und Öl. Zudem sollten zum Ende 2022 die letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Aktuell sieht es jedoch so aus, das zwei bis April 2023 im Reservebetrieb gehalten werden.

Woher kommt der Strom in Deutschland?

Im Jahr 2020 kamen laut ZDF 53% des Stroms aus konventionellen Quellen und 47% aus erneuerbaren. So wurden 25% des Stroms mit Kohle erzeugt, 14% aus Erdgas, 12% mit Kernenergie, 26% mit Wind-, 9% mit Solar- und 6% mit Biogasanlagen. Will man nicht von anderen Ländern abhängig sein, so müssten Wind- und Solarenergie massiv ausgebaut werden. Bis 2030 müsste die Anzahl laut einer Studie des Ariadne-Wissenschafts-Konsortiums mindestens verdreifacht werden. Die Stromnachfrage wird künftig sogar steigen aufgrund der wachsenden Zahl an E-Autos und produziertem Wasserstoff. Die größte Herausforderung dürfte bei den erneuerbaren Energien darin bestehen, die Schwankungen auszugleichen, da Wind- und Sonnenenergie vom Wetter abhängig sind.

Was bedeutet der Wegfall der EEG-Umlage?

Sie haben sicher schon von der EEG Umlage gehört: Die auch „Ökostromumlage“ genannte EEG Umlage – eingeführt im Jahr 2000 – dient dazu, den Ausbau von Wind-, Solar- Biomasse- und Wasserkraftwerken zu unterstützen. Sie wurde im Januar bereits von 6,5 Ct auf 3,72 Ct pro Kwh gesenkt. Zum 1. Juli wurde sie nun komplett abgeschafft. Aber Achtung: Die Stromanbieter kündigten teils im selben Schreiben eine Preiserhöhung zum 1. August an. Damit wird der Strom letzendlich sogar teurer.

Wie setzt sich der Gaspreis zusammen?

Neben dem eigentlichen Energiepreis für den Verbraucher auch beinhaltet der Preis noch einige Umlagen und Abgaben an den Staat. Die zu zahlenden Preise für Endverbraucher setzen sich vereinfacht aus folgenden Bestandteilen zusammen:

  • Preis für die Förderung bzw. den Import (Grenzübergangspreis)
  • Kosten für Transport zu Entnahmestellen und zum Verbraucher (Netzentgelte)
  • Vertriebskosten
  • Energiesteuer
  • nationaler CO2-Preis nach BEHG (Gesetz über einen nationalen Zertifikatehandel für Brennstoffemissionen)
  • Mehrwertsteuer

Dabei beträgt der Kostenanteil des Gases am Endverbraucherpreis nur etwa 30%. Die restlichen ca. 70% bestehen aus Transport- und Vertriebskosten, Steuern sowie den Gewinnmargen. Dennoch hat sich der Gaspreis im Vergleich zum Vorjahr für die Verbraucher deutlich erhöht. Im Juli lag der Preis bei rund 16 ct/kWh, schreibt das Vergleichsportal Verivox, im September bereits bei 21,75 ct/kWh. Zum Vergleich: 2019 lag der Preis bei 6,07 ct/kWh, davor waren die Gaspreise nur minimalen Schwankungen ausgesetzt.

Wer nutzt Gas und Strom?

In 2018 wurden 40% des Gases für die Industrie und 23% für private Haushalte verwendet. Beim Strom wurden über 40 % an die Industrie abgegeben, etwa 21 % an private Haushalte.

Was bedeutet der Notfallplan Gas?

Der Notfallplan Gas regelt, wer wann in der Not Gas bekommt. Neben der Frühwarnstufe gibt es mit der Alarmstufe und der Notfallstufe zwei weitere Eskalationsstufen, in denen konkrete Maßnahmen definiert sind, um die Versorgung sicherzustellen. Derzeit gilt die Alarmstufe. Sollte die Notfallstufe ausgerufen werden, bedeutet dies, dass der Staat eingreift, um die Gasversorgung sicherzustellen. Der Bundesnetzagentur obliegt dann in enger Abstimmung mit den Netzbetreibern die Verteilung von Gas. Dabei sind bestimmte Gruppen gesetzlich besonders geschützt, zu diesen gehören soziale Einrichtungen wie etwa Krankenhäuser, private Haushalte und Anlagen, die auch der Wärmeversorgung dienen. Das heißt im Umkehrschluss, dass Unternehmen damit rechnen müssen, kein Gas mehr zu bekommen. Genaue Aussagen zu Abschalte-Reihenfolgen werden derzeit jedoch nicht gegeben.

Unter www.bundesnetzagentur.de/aktuelle-gasversorgung finden Interessierte täglich Informationen zur “Aktuellen Lage der Gasversorgung”. Graphiken zeigen die Gasflüsse aus Russland und die Füllstände der Gasspeicher an.

Kann man absehen, ob und wann die Energiepreise wieder sinken?

Aktuell ist es schwer abzuschätzen, wie sich die Energiepreise weiter entwickeln wird, da auch niemand weiß, wie lange der Krieg in der Ukraine noch anhält. Man muss jedoch wohl davon ausgehen, dass es auch in den nächsten zwei Jahren keine deutliche Entspannung geben wird. Selbst wenn der Krieg in der Ukraine schnell beendet wird, wollen die EU Mitgliedstaaten zukünftig möglichst wenig Energie aus Russland beziehen. Neue Versorgungskanäle aufzubauen ist jedoch langwierig und teuer.

Was tun?

Um den gestiegenen Energiekosten entgegen zu wirken, können folgen Maßnahmen sinnvoll sein: Umstieg auf modernere Heizsysteme, die weniger Energie verbrauchen. Ggf kann auch eine zusätzliche Dämmung sinnvoll sein.

Einen Teil des Stroms selbst produzieren, z.B. durch eine Photovoltaik Anlage oder Wärmepumpe. Allerdings dauert es auch ein paar Jahre, bis sich diese Anschaffung rechnet.

Einsatz modernerer stromsparender Maschinen.

Letzendlich wird für produzierende Unternehmen wie Lohnfertiger, CNC-Fräsereien und Werkzeugbau-Unternehmen die einzige Möglichkeit sein, die gestiegenen Energiepreise an die Kunden weiterzugeben. Hier empfiehlt es sich, frühzeitig die Energiekosten im Blick zu haben und die Preise anzupassen, nicht erst nach der nächsten Nebenkostenabrechnung oder der nächsten Heizöllieferung. Die Preiserhöhung aufgrund der gestiegenen Energiepreise sollte gegenüber den Kunden klar kommuniziert werden, um hier Transparenz zu schaffen und Unstimmigkeiten vorzubeugen.

Ansonsten könnte es den Unternehmen wie Hakle ergehen. Für den Toilettenpapierhersteller führte die Energiekrise zur Insolvenz. Die gestiegenen Rohstoff-, Energie- und Transportkosten konnte das Unternehmen nicht an die Kunden weitergeben.